„Zeige uns Jesus“.

8 Wochen bis zum Kirchweih-Jubiläum

Fortsetzung Erinnerungen an Pastor Karlheinz Uhle und seine Schwestern

Zeige uns Jesus“.

In den 50iger Jahren sucht der Paderborner Erzbischof Priester, die bereit sind, für eine begrenzte Zeit in den östlichen Teil des Bistums zu wechseln, ins heutige Bistum Magdeburg; ein Wechsel, nicht nur in die Diaspora, sondern in ein dezidiert kirchenfeindliches, kommunistisches System. So geht Karlheinz Uhle 1954 zusammen mit seiner Schwester Hildegard (1930-2019), die ihm den Haushalt führt, in das Bischöfliche Amt Magdeburg. Aus den ursprünglich angedachten 2 bis 5 Jahren werden schließlich 37.

Fünf Mal werden die beiden während dieser 37 Jahre umziehen.

Bis auf die drei Jahre, die Karlheinz Uhle Vikar in Naumburg und die 10 Jahre, die er später Pfarrer in Naumburg sein wird, werden sie immer in kleineren Orten leben: in Hecklingen, in Tangerhütte, zehn Jahre in Meyendorf mit einer schönen Barockkirche eines ehemaligen Zisterzienserinnenklosters und die letzten zehn Jahre in Badersleben, mit einer spätmittelalterlichen, barock ausgestatteten Kirche eines ehemaligen Augustinerinnenklosters am Fuße der Huysburg.

Es sind Orte, in denen jeder jeden kennt, in denen die Fronten klar sind und wo man schnell auf den zahlenmäßig sehr überschaubaren, manchmal aber räumlich weit gestreuten binnenkirchlichen Bereich begrenzt wird, dessen bestärkender Zusammenhalt in einem weitgehend glaubenslosen bis glaubensfeindlichen Umfeld umso wichtiger ist, um in einer fortschreitend entchristlichten, ja offen religionsfeindlichen Gesellschaft als christliche Gemeinde den Glauben leben zu können.

Zwei besondere Aufgabenbereiche kommen hinzu:

Schon 1960 wird Karlheinz Uhle Gehörlosen – Seelsorger für das gesamte bischöfliche Amt Magdeburg. Er erlernt die Gebärdensprache und verkündet Jesus, jetzt auch „handgreiflich“.

Ab 1982 wirkt er zusätzlich als Spiritual auf der Huysburg, dort, wo die angehenden Priester und ständigen Diakone geistlich auf ihre Aufgaben vorbereitet werden.

„Zeige uns Jesus“.

All das tut er, wie es im Nachruf des Bischofs von Magdeburg heißt, in „geistlicher Tiefe“ und „heiterer Frömmigkeit“.

Auch wenn die Familie Uhle mit totalitären Systemen ihre Erfahrungen hatte: Für ein Leben zwischen gleichgültigem Desinteresse einerseits und permanenter Beobachtung und Überwachung andererseits bedarf es einer gefestigten Überzeugung, eines starken Glaubens.

Drei Erfahrungen aus diesen Jahren in der DDR haben Hildegard Uhle nie losgelassen:

Anfänglich kann man noch problemlos zwischen Ost und West hin- und herreisen. Während der Zeit des Mauerbaus hielt sich ihr Bruder im Westen auf, und Hildegard Uhle hat gebangt, ob er überhaupt wieder einreisen durfte.

Immer wenn ihr Bruder von der Kreisleitung einbestellt wurde, hat sie gebetet, dass er, heil an Leib und Seele, wiederkomme.

Geradezu traumatisiert aber hat sie diese Erfahrung: Als ihre Mutter stirbt, verweigert das Regime beiden die Ausreisegenehmigung, um an der Beerdigung der Mutter teilzunehmen.

1991, nach dem Fall der Mauer, kehren Hildegard und Karlheinz Uhle in den Westen zurück. Inzwischen ist auch ihre Schwester Margarete (1928-2019) im Ruhestand. Gemeinsam ziehen sie nach Bösperde, finden schnell Anschluss und werden heimisch.

In Bösperde baut Karlheinz Uhle im Garten ein Holzhäuschen, das ihm und seinen Schwestern als Rückzugsort zum Gebet dient, aber auch zu Treffen in kleinerem Kreis, etwa zum Kartenspiel. Zuvor hatte er den damaligen Erzbischof Degenhardt bei dessen Besuchs anlässlich einer Firmung veranlasst, die Bodenplatte zu segnen.

Als 1993/1994 die Pfarrstelle in Bösperde nicht besetzt war, (der bereits ernannte Pfarrer trat den Dienst gar nicht erst an) übernahm Karheinz Uhle mit großem Engagement die seelsorgliche Betreuung der Gemeinde.

Auch seine Schwestern bringen sich aktiv in das Gemeindeleben ein:

Seine Schwester Hildegard singt im Kirchenchor, engagiert sich, wie ihre Schwester Margarete, in der Caritas, spielt Klavier und vor allem auch die Orgel, sei es in Bösperde, sei es in Halingen, und beide Schwestern unterstützen regelmäßig die Aktivitäten der Altenrunde.

Bei den Pfarrfesten Mitte der 90iger bis Anfang der 2000 Jahre erfreuen sie zu dritt das Publikum mit ihren Auftritten. Ihr musikalisches Repertoire ist fast unerschöpflich.

Vor allem aber kümmern sich alle drei, jede und jeder auf ihre und auf seine Weise, still und ohne jedes Aufheben um alte und kranke Menschen der Gemeinde.

Zeige uns Jesus“!

Das haben Karlheinz Uhle und seine Schwestern getan, bis zum Ende ihres irdischen Lebens.