Kirche

Auszüge aus der Kirchenchronik

Um die Wende zum 20. Jahrhundert entstand infolge der Kalkindustrie am Ausgang des  Hönnetales eine neue Ansiedlung. 1896 wohnten nur 17 Familien an diesem Ort. Im Jahre 1928 waren es schon 128 Familien. 90% dieser Bewohner waren katholisch. Um ihre Sonntagspflicht erfüllen zu können, mussten sie den weiten Weg zur Pfarrkirche St. Vincenz in Menden oder zur Kirche in Eisborn machen. Im Jahre 1908 wurde durch den Neubau der Pfarrkirche St. Josef in Lendringsen der Weg bedeutend abgekürzt. Die Zahl der Katholiken wurde immer größer und es regte sich der Wunsch, im Ort selbst eine kleine Kapelle zu besitzen.

Hubert Conrath

Hubert Conrath

Wilhelm Goeke

Wilhelm Goeke

Im Jahre 1920 wurde eine leer stehende Holzbaracke der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke zu einer Notkapelle mit Glockenturm und zwei Glocken umgebaut. Schutzpatron war der heilige Hubertus, daher der Name „Hubertus-Kapelle. Maßgeblichen Anteil an diesem Umbau der Baracke zur Kapelle, trug der damalige Betriebsleiter der RWK und gewählte Vorsitzende des Kapellen-Bauvereins, Herr Hubert Conrath, dem zu Ehren auch der Schutzpatron ausgewählt worden war. Zum ersten Seelsorger der Gemeinde ernannte die bischöfliche Behörde in Paderborn Pfarrvikar Wilhelm Goeke.

Hubertus-Kapelle Oberrödinghausen

Hubertus-Kapelle Oberrödinghausen

Die Muttergemeinde Lendringsen stellte für die Inneneinrichtung einen Altar zur Verfügung, der ursprünglich in der Kapelle des Ruhesitzes der Freiherrn v. Dücker in Oberrödinghausen gestanden hatte. Diese Kapelle hatte früher unweit der jetzigen an der Hönne gestanden.

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Innenansicht der Hubertus-Kapelle

 

Am 31. August 1924 nahm Pfarrvikar Goeke von der Gemeinde Abschied. Sein Nachfolger wurde Pfarrvikar Baumjohann

1925

Für die Filiale Oberrödinghausen im Pfarrbezirk Lendringsen wurde die Errichtung der Filialkirchgemeinde mit einer eigenen Vermögensverwaltung, laut Urkunde vom 30. Mai 1925, mit dem 01. Juli 1925 vollzogen.

1927

Von den Arbeitern der Baufirma für Eisenbetonbau „Josef Köthenbürger“  aus Paderborn, erhielt die St. Hubertus-Kapelle in Oberrödinghausen zu Weihnachten 1927 einen Kelch mit Widmung, im Werte von 200,00 Mark, zum Geschenk.

1930

Ende des Jahres schied Herr Pfarrvikar Baumjohann von seiner ersten Stätte priesterlichen Arbeitens aus, dankbar verehrt von allen. An seine Stelle trat der bisherige Vikar von Velmede, Anton Piel.

1933

Aufgrund einer Erkrankung war Pfarrvikar Piel schon im Vorjahr gezwungen gewesen für längere Zeit seinen Dienst in der Gemeinde aufzugeben. Die bischöfliche Behörde übertrug nun die Pfarrvikariestelle dem Neupriester Pehler, der seinen Dienst am 16. April antrat.

1936

Ein Kirchenbau sollte nun errichtet werden. Verhandlungen zwecks Erwerbung eines Grundstückes wurden angeknüpft und am 07. März 1936 der Kaufvertrag mit der Dücker’schen Gutsverwaltung, deren Vertreter der Herr Freiherr von Fürstenberg war, notariell geschlossen. Der Kaufpreis wurde auf 2500 Mark festgesetzt.

Am 15. September 1936 erfolgte die Auflassung des Grundstückes beim Amtsgericht Menden. Dieses Grundstück war kein Bauland, sondern zerklüftetes Waldgelände. Nach Feierabend haben die Gemeindemitglieder den Platz zu einem Bauplatz umgestaltet.

1938

Die Genehmigung zum Bau einer Kirche war im Juli 1938 von der staatlichen Behörde erteilt worden.

1939

Mit dem Bau konnte erst im August 1939 begonnen werden, weil noch viele Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden mussten. Seiner Zeit war der Westwall im Bau, daher war kein Zement zu haben. Auch fand sich kein Bauunternehmer, der in dieser Zeit einen Kirchenneubau hätte übernehmen wollen. Der Beweis dafür ist die Ausschreibung der Bauarbeiten. Von allen Offerten wurde nur eine einzige zurückgegeben. Der Bauunternehmer Franz Hellmann übernahm nun den Bau, fing aber erst nach mehrmaligem Drängen endlich im August 1939 an. Nachdem er die Fundamente gelegt hatte, zog er die Bauarbeiter vom Kirchplatz wieder ab unter dem Vorwand, die Siedlungsbauten in Lendringsen fertig stellen zu müssen. Wäre weiter gebaut worden, so hätte der Kirchenneubau trotz des Krieges vollendet werden können, aber es fehlte der gute Wille. Er baute außer diesen Siedlungsbauten noch zwei Privathäuser, die auch von demselben Unternehmer fertiggestellt wurden. Ein Hitlerheim oder Hitlerhaus wäre bestimmt noch gebaut worden, aber nur nicht eine katholische Kirche. Immer und immer wieder spielt die leidliche Menschenfurcht im Leben eine Rolle. So blieb die Kirche mit ihren Fundamenten liegen, bis schließlich das ganze Bauen eingestellt werden musste.

Während des Krieges wurde der Bauplatz dann sogar zweckentfremdet und man errichtete auf ihm Baracken für die Zwangsarbeiter des Naziregimes.

1945

Nach dem Zusammenbruch des Hitlerregimes und der bedingungslosen Kapitulation, konnte man im August 1945 wieder an die Fortsetzung des Kirchenbaues denken. Durch die Aufstellung der Baracken und das Lagerleben der Zwangsarbeiter, war das mühsam ausgeschachtete Fundament gänzlich verschüttet. Darum galt es zu allererst die Grundmauern wieder frei zu legen. Sodann ging es an das Aufrichten des eigentlichen Mauerwerks.

1946

Am 28. Juli 1946 konnte Richtfest gefeiert werden.

1948

Mit Gottes gnädiger Hilfe war das scheinbar Unmögliche doch Wirklichkeit geworden:

Am 18. Juni 1948, am Vorabend des großen Währungsschnittes, konnten die beiden Türen (Eingangs- u. Sakristeitür) eingesetzt werden und das neue Gotteshaus stand fast fertig da.

Am Sonntag, den 01. August 1948 wurde dann „Kirchweihe“ gefeiert und das neue Gotteshaus unter den besonderen Schutz der Friedenskönigin gestellt.

Am 31. Dezember 1948 lieferte die Glockengießerei Gescher die 3 bestellten Glocken. Sie sind auf die Töne „h, d, e“ gestimmt und tragen die Namen ihrer Schutzheiligen „Maria, Josef und Hubertus“.

1951

Der Mütterverein hat in diesem Jahr das Sakristeimobiliar gekauft. Außerdem hat er sich die Beschaffung von Paramenten zur Aufgabe gemacht. Der neue Beichtsuhl war ein Geschenk von Herrn Martin Vollmert aus Hüingsen. Der alte Taufbrunnen wurde ebenfalls durch einen neuen, vom Architekten geplanten, ersetzt.

 1952

Im Jahre 1952 wurde die Kirche mit neuen Bänken ausgestattet.

1955

Im Jahre 1955 wurde ein Terazzofußboden eingebaut.

1956

In Frühjahr wurden durch die Fa. Franz Zeller aus Miltenberg am Main der Hochaltar, der Seitenaltar und die Kanzel geliefert und eingebaut. Der Hochaltar wurde entworfen vom Dipl. Architekten Vedder in Menden. Der Seitenaltar und die Kanzel stammen im Entwurf von Professor Schwarz, dem Architekten der Kirche. Im Sommer des Jahres wurde durch die Familie Josef Köster (Siedlung Sonnenschein) das Bild von der immerwährenden Hilfe, das seinen Platz in der Nähe des Taufbrunnens hatte und sich großer Beliebtheit erfreute, gestiftet. Der Altar erhielt einen neuen Tabernakel, mit einem Tresor der Essener Fa. Kellner Söhne GmbH. Die künstlerische Einfassung wurde von Dr. Hohmann aus Menden entworfen und durch den Mendener Goldschmied Menke erstellt.

1958

Am 01. Mai 1958 wurde das neue Portalfenster „St. Josef- der Arbeiter“ geweiht.

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Der Entwurf des Fensters stammte von Dr. Hohmann, Menden. Die Ausführung besorgten die Werkstätten für Glasmalerei und Mosaik Wilh. Derix in Kaiserswerth am Rhein. Den Eisenrahmen für das Fenster hatte die Lehrwerkstatt der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke hergestellt.

1959

Ein neues Altarkreuz, das gleichzeitig als Prozessionskreuz verwendet werden kann, wurde für 700 DM angeschafft. mfo_prozessionskreuz_171x221Der Entwurf stammt von Dr. Hohmann aus Menden, der Mendener Goldschmiedemeister Menke fertigte die Metallarbeit an und Frl. Becker aus Menden stellte die Email-Einlagen her.

Im September/Oktober wurde die Außentreppe der Kirche nach dem ursprünglichen Plan erneuert, da die alten Bruchsteinstufen schmal, steil u. ungleichmäßig waren.

1960

Im Juli 1960 wurde der Innenanstrich der Kirche erneuert und die Apsis ausgemalt. Die künstlerische Gestaltung und die Ausführung wurde Dr. Hohmann, Menden, übertragen. In diesem Altarfresko war die Gottesmutter als „Maria Königin“, Schutzpatronin unserer Kirche, dargestellt.

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Innenansicht etwa 1965

1962

Entsprechend dem Altarfresko wurde im April 1962 ein neuer Kreuzweg, ebenfalls entworfen durch Dr. Hohmann, Menden, an die Seitenwände gemalt. Im November wurde anstelle des alten Harmoniums eine neue elektronische Ahlborn-Orgel angeschafft.

1963

Am 19. März 1963 überreichte der damalige Pfarrvikar August Fleischhauer dem nun offiziell eingestellten Organisten, Herrn Josef Koch, die Schlüssel für die Orgel.

1980

Am 3. März wurde der Altarraum neu gestaltet, wobei Altar, Ambo u. Tabernakel aus dem vorhandenen Material hergestellt wurden.

1981

Im März wurden die neuen Wandteppiche in der Kirche aufgehängt. Der Bildhauer Lorenz aus Hennen hatte diese entworfen und die Fa. Cassau aus Paderborn hatte sie gestickt. Damit war auch die Gestaltung des Chorraumes abgeschlossen. Auch der hl. Antonius bekam nach der Renovierung wieder seinen angestammten Platz in unserer Kirche. Am 02. Mai wurde die Marien-Ikone, welche ein Geschenk an unsere Kirche war, geweiht. Gemalt wurde die Ikone von Frau Lotti Schmidt-Nagel. Weihnachten wurde durch die Messdiener erneut ein Krippenspiel mit lebenden Tieren aufgeführt.

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Innenansicht um 1985

2001

Unter Leitung von Pastor Bernd Mönkebüscher, Hüingsen, wurde die Kirche in diesem Jahr nochmals renoviert und am 01.Oktober wieder geöffnet.

Im Dezember wurde dann noch das neue, aus Spenden finanzierte, Altarkreuz angebracht. Es stammt von dem Rietberger Künstler Johannes Niemeier.

Kirche innen aktuell

aktuelle Innenansicht

 

Auszüge aus der offiziellen Begründung zur Eintragung in die Denkmalliste

Die Kirche liegt am Hang des Hönnetals gegenüber Oberrödinghausen. Der kleine Bau ist um den Altar mit einer Apside geschlossen. Der gegenüberliegende Eingang ist tief eingezogen, so dass neben der Tür zwei Buchten entstehen. Eine ist als Taufkapelle ausgebildet, in der anderen führt eine der Rundung der Nische angepasste Treppe auf die Empore. Der Altarberg in der Mitte des Schiffes ist 8 Stufen hoch. Je zwei große einander gegenüberliegende Fenster mit Segmentbögen geben diesem Bereich Licht. Die Fenster sind mit Stichkappen in die leicht gewölbte Decke eingeschnitten. Der Laienraum erhält sein Licht aus je zwei hochliegenden Fenstern und einem dritten, das über dem eingezogenen Eingang liegt, so dass Fenster und Portal wie ein Schlitz im Mauerwerk wirken. Das Dach ist als steiles Satteldach ausgebildet, das über der Apside abgewalmt ist. Ein hoher spitzer Dachreiter sitzt im Eingangsbereich auf dem First. (Das Gebäude wird unter der Nummer 53 im Werkverzeichnis geführt; Wofgang Pehnt: Rudolf Schwarz 1897 – 1961. Architekt einer anderen Moderne; Hilde Strohl: Werkverzeichnis, Stuttgart 1997)

Der Bau wurde 1939 begonnen, dann aber aufgrund des zweiten Weltkrieges unterbrochen und erst 1948 fertiggestellt.

Der Kirchenbau sollte die Hubertuskapelle ersetzen, eine Barackenkirche mit Westturm, die 1920 errichtet worden war. 1936 wurde das Grundstück für die neue Kirche erworben, 1939 wurden die Fundamente gegossen, danach kam der Baufortschritt allerdings ins Stocken. 1944 wollte man auf dem Gelände der Kalkwerke ein unterirdisches Benzinlager (Projekt Schwalbe) errichten, wofür u.a. in 10 Baracken auf den Kirchenfundamenten Arbeiter von den für das Projekt dienstverpflichteten Firmen untergebracht waren. So musste man 1945 zunächst die Fundamente wieder freilegen lassen, als 1945 der Weiterbau der Kirche fortgeführt werden sollte. Nach Fertigstellung der Kirche wurden 1948 die Ausstattungsgegenstände feierlich aus der Barackenkirche in die neue Kirche überführt.

Die Kirche St. Maria Königin des Friedens ist bedeutend für die Geschichte der Menschen, hier für die Ortsgeschichte von Menden – Oberrödinghausen, da sie ein wichtiges Zeugnis für die Gemeindeentwicklung in Oberrödinghausen ist. Zunächst fand man sich in der Barackenkirche zusammen, von der in der Gemeindechronik noch Fotografien existieren; später dann schuf man unter großen Anstrengungen das steinerne Gotteshaus. Sowohl der Beginn des Baus 1939 ist für eine Kirchenbau ungewöhnlich; ebenso zeigt auch die Fertigstellung kurz nach dem Krieg 1948, mit was für einem Kraftaufwand dieser Bau zu Ende geführt wurde. Hinzu kommt, dass für die Planung ein schon damals renommierter Architekt gewonnen werden konnte.

Weiterhin ist die Kirche bedeutend für die Stadt und die Siedlung Oberrödinghausen, da sie mit ihrer Lage nicht nur auf die gegenüberliegende Werkssiedlung wirkt, sondern das gesamte Tal beherrscht. Zudem ist die herausgehobene Lage für einen Kirchenbau in 1939 durchaus bemerkenswert und vielleicht mit ein Grund, weshalb der Bau nicht wie geplant weitergeführt werden konnte. Hinzu kommt, dass der kleine Bau selbst durch den hohen, tief eingezogenen Eingang etwas Monumentales bekommt, was durch den Bruchstein noch betont wird. Dies betont noch einmal die herausgehobene Stellung der Kirche. „Kein glücklicherer Bauplatz konnte gefunden werden, um so ideal die Ideen Schwarz’ zu verwirklichen.“ (E. Hartmann: Die Bauform und der ikonologische Sinngehalt der Kapelle Maria, Königin des Friedens in Menden – Oberrödinghausen. In: der Märker, 39, 1990, S. 60-63. Hartmann beschreibt hier sehr genau die Intentionen des Architekten und ihre Umsetzung).

Für Erhalt und Nutzung liegen wissenschaftliche, hier architekurhistorische Gründe vor. Rudolf Schwarz war einer der bedeutendsten Architekten des Wiederaufbaus in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Mit der kleinen Kirche in Oberrödinghausen besitzen wir ein Frühwerk, das noch unter der nationalsozialistischen Diktatur geplant und kurz nach dem Zusammenbruch fertiggestellt wurde. Zum Anderen beschäftigte sich Schwarz vor allem mit dem Kirchenbau, über den er sich in mehreren Veröffentlichungen theoretisch äußerte. In der Kirche von Oberrödinghausen lassen sich einige der von ihm postulierten Bauprinzipien nachvollziehen.

Die Kirche St. Maria Frieden erfüllt daher die Kriterien des § 2 des Denkmalschutzgesetzes Nordrhein-Westfalen (DSchG)14). Sie ist daher gem. § 3 des Denkmalschutzgesetzes in die Denkmalliste aufzunehmen. Dieser Pflichtaufgabe gemäß wird die Kirche hiermit unter der laufenden Nr. 158 in die Denkmalliste der Stadt Menden aufgenommen.

Der Denkmalumfang umfasst das gesamte Gebäude im Äußeren und Inneren. Die Kirchenbänke sind noch in ihrer ursprünglichen Ausstattung vorhanden und werden ebenfalls in den Denkmalumfang mit einbezogen. Aufgrund der letzten Modernisierung im Innern, die erst kürzlich stattgefunden hat und bei der einige Ausstattungsgegenstände erneuert wurden, sind die übrigen – Altar, Taufbecken, Ambo etc. – von der Unterschutzstellung ausgenommen. Die Kirche befindet sich nach der letzten Renovierung in einem sehr guten Erhaltungszustand.